Himmelschreiend



Natürlich denkt man bei dem Wort «himmelschreiend» zuerst an die männlichen Hühner, also die Hähne, sofern man wie ich auf dem Land aufgewachsen ist.
Oder an Christine Lavant, deren verzweifelte Gedichte sich an einen Himmel richten, der nicht antwortet.

Ich denke, die Menschen haben seit jeher zum Himmel geschrien, aus Verzweiflung, aus Enttäuschung, aus Ohnmacht. Und auch das Krähen des Hahnes ist ja nicht ein freudiges Begrüssen des heraufziehenden Tages, wie viele meinen, sondern der Ärger darüber, dass ihn das Morgendämmern wieder aus dem Schlaf reisst.
Das Problem ist einfach, dass die Menschen und die Tiere die Distanzen unterschätzen. Denn der Himmel, in dem die zuständigen Instanzen wohnen, ist nicht der Himmel, den wir von der Erde aus sehen. Er ist viel weiter oben. Wenn man schreit, müsste das Schreien bis mindestens in den dritten Himmel gelangen, um gehört zu werden, andere sprechen von sieben Himmeln, nach Auskunft einiger Heiliger und Mystiker, die es ja wissen müssen, gibt es noch viel mehr.
Und es ist klar, bis dorthin verliert sich das menschliche Schreien.


Hape