Aus  heiterem Himmel



Gestern bin ich aus heiterem Himmel in den Bach gefallen.

Gut, der Himmel hatte nichts damit zu tun, auch nicht, dass er heiter war. Ich habe das einfach so gesagt, um zu sagen, dass es keinen Anlass gab zu fallen und schon gar nicht in den Bach. Auch den Bach sah ich erst, als ich drinstand, vorher kam er in meinen Gedanken nicht vor. Und das Fallen hatte mit den Steinen zu tun, die im Weg lagen, insofern gab es schon einen Anlass, nur waren die Steine schon lange im Weg, nicht erst seit gestern, vielleicht schon Jahrzehnte. Auch darum kann man nicht sagen, dass es aus heiterem Himmel passierte, eher, dass es vom Schicksal von langer Hand vorbereitet war, zwar nicht mit der Absicht, dass genau ich in den Bach fallen sollte, aber das Fallen an sich war potentiell vorhanden, seitdem die Steine im Weg waren. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Steine waren das potentiell Wirkende und alles Wirkende hat ein Ziel, und das Ziel war das Fallen und das Fallen traf mich.


Aniflur '20


Darum war es von vorneherein unsinnig, diesen Bericht mit der Floskel – aus heiterem Himmel – zu beginnen, zumal der Himmel wie gesagt zum Zeitpunkt des Fallens nicht einmal heiter war, eher verhangen. Aber so geschehen solche Dinge: Man nimmt alles nicht so genau, redet drauflos und schon liegt man im Bach.

Irgendwie geschieht mir recht. Es soll mir eine Lehre sein. Und so waren diese Steine und dieser Bach und vor allem mein Fallen letztendlich doch zu etwas nütze.