Haarige

Geschichte


Frank Liebig CC BY-SA 3.0


Es ist schon fast Abend. 

Aniflur und Ymér sitzen auf einer Wiese am Waldrand.

Ein Dachs kommt vorbei. 

Hallo ihr Faulenzer, sagt er, was macht ihr? 

Faulenzen, sagen Aniflur und Ymér. Möchtest du mitmachen? 

Keine Zeit, sagt der Dachs, ich muss zum Coiffeur. 

Wir können dir die Haare schneiden, wir haben ein Sackmesser

mit Schere. Wie sollen wir schneiden? 

Vorne kurz, oben Mittelscheitel, aber hinten nichts, sonst friere

ich an den Hintern. 

Sie schneiden ihm die Haare und er wackelt weiter. 


BadgerHero CC BY-SA 3.0


Ein Igel kommt vorbei. 

Was macht ihr, fragt er? 

Faulenzen, sagen Aniflur und Ymér. 

So wie faule Äpfel, fragt der Igel?

Nein, faule Äpfel faulen, wir faulenzen. 

So wie ein Faultier, das auf den Bäumen hockt und sich fast

nicht bewegt? 

Genau. Möchtest du mitmachen, fragen sie?

Ich kann nicht, ich muss zum Coiffeur. 

Wir können dir die Haare schneiden. Wie sollen wir schneiden? 

Bürstenschnitt, wie immer, sagt der Igel. 

Sie schneiden ihm die Haare. 

Was machst du nachher, fragen sie. 

Nachher muss ich noch das Abendfressen suchen. 

Was frisst du denn gerne? 

Würmer und Käfer. Und faule Äpfel und kleine Kinder,

sagt der Igel. 

Was, schreit Aniflu, kleine Kinder?! 

War nur ein Spass, sagt der Igel. 

Schlechter Spass, sagt Aniflur, jetzt habe ich dir vor Schreck

hinten fast alles abrasiert! 

Macht nichts, sagt der Igel, ich wollte es hinten sowieso kürzer haben. 

Dann trippelt er weiter und sucht sein Abendfressen. 


Tomaž DemšarCC BY-SA 3.0


Aniflur und Ymér legen sich ins Gras und faulenzen. 

Nach einer Weile kommt ein Fuchs vorbei. 

Ich habe gehört, sagt er, hier kann man sich die Haare schneiden lassen. 

Ja, wie möchtest du sie denn? 

Der Fuchsschwanz ist mir verleidet, ich möchte jetzt einen

Rossschwanz haben. 

Das ist schwierig, sagt Ymér, aber ich kann es versuchen.

Und er macht ihm einen Rossschwanz. 

Der Fuchs ist sehr zufrieden und mit grossen Freudensprüngen

rennt er davon. 


 Martin Mecnarowski CC BY-SA 3.0


Aniflur und Ymér legen sich wieder ins Gras und schauen

in den Himmel. 

Nach einer Weile kommt eine Wildsau vorbei mit ihren Jungen. 

Ich habe gehört, hier kann man sich die Haare schneiden lassen,

sagt sie. Meine Kinder brauchen eine frische Mèche. 

Ja, das kann ich machen, sagt Aniflur, ich habe Farben

zum Steine Anmalen. Aber sie müssen stillhalten, sonst werden

die Streifen krumm. 

Wildi, Waldi, Woldi, Wuldi, kusch und hinlegen, damit das Mädchen euch die Haare färben kann!

Habt ihr schon zu Abend gefressen, fragt Ymér? 

Nein, wir müssen nachher noch nach dem Fressen wühlen. 

Was fresst ihr denn so? 

Kommt drauf an, hier im Wald gibt es viele Eicheln und Wurzeln. Manchmal gehen wir auch in ein Maisfeld, aber da muss man

aufpassen wegen der Bauern und so. 

Fresst ihr auch Mäuse? 

Igitt, sagt die Wildsau, wir sind Vegetarier!

Aniflur ist fertig und die Wildsau verschwindet mit ihren Frischlingen

im Gebüsch. 

Jetzt gehen wir aber nach Hause, sagt Ymér, sonst artet das hier

noch in Arbeit aus.


Dave Pape, gemeinfrei.