Das Geisterschiff 



Vor 60 Jahren tauchten die ersten Berichte auf über ein Schiff, das in Rauch und Wolken gehüllt an Kanadas Küsten vorbeizog. 

Es handelte sich nach Auskunft der Augenzeugen – Fischern und Küstenbewohnern – um ein grosses Schiff, ähnlich den Schiffen, die damals für die Atlantiküberquerung zwischen Amerika und Europa benutzt worden waren. Nur waren an Bord keine Passagiere zu sehen, auch keine Lichter, das Schiff trieb lautlos und scheinbar führerlos auf Sichtweite an den Küsten auf und ab.

Als die Meldungen sich wiederholten, begannen auch die Mutmassungen und Theorien zu spriessen. Eine der ersten Erklärung war, es handle sich bei dem Schiff um die wiederaufgetauchte Titanic, die nun führerlos auf den Weltmeeren treibe.


Ymér, '19                                                                                                                                          


Eine andere Erklärung war, es könnte sich um den legendären Fliegenden Holländer handeln, der, wie man weiss, dazu verdammt ist, auch nach seinem Tod immer weiter und weiter mit seinem Schiff die Meere zu durchpflügen. Auf den Einwand, dass der Fliegende Holländer doch ein Segelschiff benutzt habe, erwiderten die Befürworter dieser Theorie, dass natürlich auch der Fliegende Holländer gezwungen sei, sich dem Fortschritt im Schiffsbau anzupassen, und dass er sich der Schiffe bediene, die erst kürzlich irgendwo auf den weiten Meeren versunken und demzufolge auf dem neuesten Stand der Technik waren.

 

Als dann ein kritischer Reporter sich die Mühe machte, die so genannten Augenzeugen aufzusuchen und eingehender mit ihnen zu sprechen, fiel ihm als Erstes auf, dass sie das Geisterschiff, so wurde es unterdessen genannt, nicht selber gesehen hatten, aber ein guter Freund von ihnen, auf den auf jeden Fall Verlass sei, habe es mit eigenen Augen gesehen. Suchte der Reporter dann diesen Freund auf, war es genauso. Nicht er selber hätte das Schiff gesehen, aber ein Onkel oder eine Bekannte habe es gesehen und hoch und heilig versichert, dass es wahr sei.