Die Zeit ist gekommen



Ich weiss, das tönt dramatisch oder heroisch, aber dem war nicht so. Nicht in meinem Fall. Die Zeit ist einfach gekommen, ohne anzuklopfen, hat sich hingesetzt und kein Wort gesagt.

Und auch mir ist nicht viel eingefallen, ich bin kein grosser Unterhalter. Und was soll man der Zeit schon erzählen, was sie nicht schon weiss. Wir sassen da, schauten einander an, schauten auf den Boden, schauten zum Fenster hinaus. 

Mir war es peinlich, sie war nur gelangweilt. 

Warum war sie überhaupt gekommen? Um ein bisschen Zeit zu verbringen? Wohl eher nicht. Natürlich gingen mir Sätze wie: «Die Zeit ist gekommen, der Tod steht vor der Tür» durch den Kopf. Aber nichts deutete darauf hin, dass das der Fall sein könnte. Was aber dann? Warum hockt sie einfach da und vergeudet meine Zeit? Ihr kann es ja egal sein, sie läuft einfach weiter, auch wenn sie sitzen bleibt, was kümmert sie das. Aber diese Stummheit, diese Interesselosigkeit, nicht einmal ein paar Höflichkeitsfloskeln. 

Ich habe immer geglaubt, die Zeit sei unterhaltsam, immerhin ist sie es, die für Abwechslung sorgt, für Tag und Nacht, Sommer und Winter. Dank ihr passiert ja überhaupt etwas, ohne sie stände alles still. Kaum zu glauben, wenn man sie so in der Stube sitzen sieht, ohne was zu sagen, ohne was zu tun, ein Abbild der Langeweile.


Sophie