Geschichte der

 

Menschen



 Ymér  und Onkel Kleo •  im Gespräch.

 

• Kennst du Lucy,

Nicht, dass ich wüsste.

• Sie ist vielleicht deine Ur-Grossmutter.

Das wüsste ich.

• Ich habe sogar ein Foto. Schau hier, das ist Lucy. 

 Das soll meine Ur-Grossmutter sein? Sind doch nur Knochen.

• Ja, ein besseres Foto gibt es nicht, ist auch schon lange her. Sie hat vor 3 Millionen Jahren gelebt.

 Vor drei Millionen Jahren, 3 Millionen! Sieht klein aus.

• Sie war etwa 1 Meter gross, deine Grossmutter, und etwa 25 Kilo schwer. Aber sie konnte schon aufrecht gehen.

 Ist ja nicht gerade ein Kunststück.

• Für sie schon, ihre Vorfahren gingen noch auf allen Vieren.


« Lucy » Skelett. Australopithecus afarensis, Museum national d'histoire naturelle, Paris, CC BY 2.5


 Was für Vorfahren?

• Affen und Menschenaffen.

 Gorillas, Schimpansen und so?

• Ja ungefähr. 

 Und das wären dann auch meine Vorfahren?

• Ja genau, und nicht nur deine, die Vorfahren aller Menschen, das sieht man doch.

 Und warum heissen sie dann Affen, und uns nennt man Menschen? 

• Wir haben uns anders entwickelt.

 Wie soll das gegangen sein: Haben einige gesagt: Tschüss, wir werden jetzt Menschen.

• Nein, nein, das brauchte seine Zeit.

 Wieviel Zeit?

• Millionen von Jahren.

Also beginnen wir nochmals bei den Menschenaffen. Vor 20 Millionen Jahren. Sie hockten meistens auf ihren Bäumen. Frassen Früchte und haben den frischen Wind und die Aussicht genossen. Manchmal liefen sie auch auf dem Boden herum auf allen Vieren oder machten so Kunststücke, wie – auf zwei Beinen zu stehen. 

 Oder mit kleinen Holzstücken Ameisen aus Löchern zu stochern.

• Genau. 



 Und was passierte dann?

 Die Bäume wurden weniger, es wurde den Bäumen zu heiss. Und die Savanne wurde grösser.

 Was ist eine Savanne?

 Eine Busch- und Graslandschaft.

Macht nichts, sagten die Menschenaffen, da unten auf dem Boden ist es auch ganz schön und sie kletterten von den Bäumen und hopsten durch das Gras. Zuerst ging das ganz gut, aber dann merkten sie, das ganze Gras versperrt die Sicht, man weiss nie, was da kommt und auf der Lauer liegt. 

 Und da sind sie aufgestanden. Und auf zwei Beinen marschiert.

 Genau, da konnten sie besser sehen. 

 Und warum weiss man das.

 Weil man Knochen gefunden hat, Mittelfussknochen, die zeigen das, die sehen anders aus. Und noch etwas.

 Was denn?

 Sie hatten jetzt zwei Hände frei. 

 Da konnten sie Äpfel tragen.

 Oder Steine.

 Warum denn Steine.

 Um die Wildkatzen zu verscheuchen.

 Oder andere Affen.

 Genau, und so wurden aus dem Menschenaffen moderne Affen, die Vormenschen, die ersten Hominiden, sagt man. 

Lucy ist eine von ihnen.


Denise Morgan for the University of Utah.

Verglichen mit der Hand eines Schimpansen (links) haben die Hände eines Menschen (rechts) kürzere Finger und Handflächen sowie einen längeren, kräftigeren und opponierbaren Daumen. (gemeinfrei)


 Vormensch, was ist denn das?

 Menschenähnlich. 

 Das ist doch schon der Menschenaffe. Der heisst ja so.

• Ja, du hast recht. Vormensch ist halt so ein Name. Das ging ganz langsam vor sich. Der Vormensch hat sich entwickelt. Hat seine Hände gebraucht. Hat seinen Verstand gebraucht. 

 Wie denn?

 Ja, hat er gedacht, Steine sind ja ganz gut und schön, die kann ich werfen. Und ein Kaninchen töten, aber wie esse ich es dann. Mühsam. Wie wäre es, wenn ich es aufschneiden könnte. Und er hat Steine mit scharfen Kanten genommen. Oder er hat die Steine zerschlagen, bis sie scharfe Kanten hatten.

 Er hat ein Messer gemacht!

 So kann man es sagen. Und so wurde aus dem Vormenschen der Homo habilis. Homo heisst Mensch und habilis heisst geschickt. 

 Ja, weil er sich doch jetzt Werkzeuge machte.

 Genau und weil er immer mehr die «Vorderfüsse» brauchte, wurde langsam aus dem « grossen Zeh» ein Daumen, so kann man besser zupacken und Dinge tragen. Und die Arme wurden kürzer und die Beine länger.

 Ja weil er ja nicht mehr auf den Bäumen rumturnte.

 Und das Gehirn wurde noch grösser. Es wurde doppelt so gross, fast so wie heute. Und dann wurde aus dem Homo habilis der Homo sapiens. Der wissende oder der verständige Mensch. Weil er mehr den Kopf gebraucht. Das war so um -200'000 Jahren.


Steinwerkzeug, José-Manuel Benito Álvarez (España), gemeinfrei


 Ging ganz schön lange.

 3 Millionen Jahre, seit den Tagen als Lucy durch die Savanne wanderte.

 Und wie kann man das alles wissen? 

 Man hat Knochen gefunden, Knochen verraten das alles. Knochen von Beinen, Oberschenkel und so, und man hat gesehen, dass man mit diesen Beinen aufrecht laufen konnte. Und dass in den Schädeln mehr Platz war für das Gehirn.

 Ach darum suchen die immer in der Erde nach Knochen.

 Ja die Archäologen lieben Knochen. Je älter desto besser.

 Muss ja ganz schön viele Knochen in der Erde haben nach 3 Mio. Jahren. 

 Ja stell dir vor, eine Schicht über der andern.

 Also die beginnen zu graben und je tiefer, desto älter sind die Knochen? 

 Ja, aber manchmal gibt es auch einen Erdrutsch oder ein Erdbeben und dann kommen die Knochen nach oben. Dann findet man in einer Schicht geschliffene Steine und Pfeilspitzen oder bearbeitetes Holz und man sieht, das waren Werkzeuge. Und man weiss, das war vor -500'000 Jahren. 


Beil mit Zwischenfutter aus Geweih. Fundstelle, Seegubel (4. bis 3. Jahrtausend v. Chr.) in Kempraten (Schweiz). Holz und Feuerstein. Roland zh, CC BY-SA 3.0

 

Schädel von Mensch, Schimpanse, Orang-Utan und Manage mit Angabe des mittleren Hirngewichts

Christopher Walsh, Harvard Medical School, CC BY 2.5


 Und wie weiss man das?

 Man macht chemische Analysen. Hat mit Strahlen zu tun und Radioaktivität, kompliziert, erzähle ich dir ein anderes Mal.

Und dann halt so weiter bis zu der Jungsteinzeit.

 Da war die Steinzeit noch jung? Was ist denn die Steinzeit.

 Im Gegenteil, da war die Steinzeit alt, nämlich fast zu Ende. Und Steinzeit nennt man die Zeit, als die Menschen Steine benutzten.

 Und was passierte da am Ende der Steinzeit?

 Das war so um -9000- -7000. Da dachten die Menschen, was sollen wir immer den Tieren nachrennen, um zu essen, wir sperren sie ein, dann haben wir Fleisch auf Vorrat. Und was sollen wir immer beeren sammeln, wir pflanzen sie an. 

 Wie die Bauern!

 Genau. Sie hielten Tiere und pflanzten Weizen, Gerste und so. Und auch noch wichtig. Sie hörten auf umher zu ziehen und bauten Hütten.

 Warum?

 Ja, erstens, sie mussten nicht mehr immer das Essen zusammensuchen und zweitens mussten sie ja jetzt auf die Tiere und Felder aufpassen.

 Und dann, was kam dann?

 Die Bronzezeit.

 Und was heisst das?

 Das war ein paar Tausend Jahre später. Da dachten sie: Ist doch blöd immer diese Steinbeile und Steinmesser, werden immer unscharf, und wenn man zuschlägt zerbröckeln sie. Wir schmelzen die Steine (Erz) und giessen dann Messer und Beile aus Kupfer und Zinn Und das nennt man dann die Bronzezeit (-2000- -800).


Äxte aus Bronze, Naturhistorisches Museum St. Gallen.