Die Spanische




Onkel Kleo schaut ein Buch an. 

Ymér kommt und beginnt wieder mit seinen Fragereien.

 

 Ah, die Spanische Weinhalle in Burgdorf, interessant, sagt Ymér zu Onkel Kleo.

 Du kennst die Spanische Weinhalle in Burgdorf, fragt der Onkel erstaunt?

 Nein ich war noch nie in Spanien. Ich habe nur den Titel gelesen.

 Burgdorf ist doch nicht in Spanien. Burgdorf ist im Emmental.

 Wo der Käse herkommt?

 Ja der Emmentaler.

 Und wie heissen die Leute dort, heissen die auch Emmentaler?

 Ja, genau.

 Und riechen sie auch wie Emmentaler?

• Die Käser vielleicht schon.

 Und in diesem Burgdorf, gibt es da viele Käser?

• Nein eigentlich nicht, aber sie machen viel Käse.

 Du meinst viel Blödsinn? 

 Nein nicht Blödsinn. Sie kaufen Käse und lagern ihn und dann verkaufen sie ihn teuer, das ist kein Blödsinn.

 Und was haben die Spanier davon?

 Wie kommst du jetzt auf die Spanier?

 Wegen der Weinhalle.

 Ah ja, klar, also: Die Spanische Weinhalle ist ein Lokal in Burgdorf, eine Beiz, ein Restaurant. 

 Ich dachte, es sei eine Turnhalle. Halle, Turnhalle, aber mit Wein.

 Ja schöner Witz. Nein, nein, das ist einfach ein Name. So hat die Beiz schon früher geheissen.


Hape


 Und dort trinken die Spanier Wein und essen Emmentaler. 

 Du nimmst mich doch auf den Arm. Nein, das Lokal heisst so, weil dort früher einmal Spanier spanischen Wein verkauften. 

• An die Emmentaler? Haben die keinen eigenen?

 Doch, wahrscheinlich schon, aber vielleicht war er ein bisschen sauer, und sie wollten einmal etwas Anderes.  

 Am Burghügel hätten sie Wein anpflanzen können. Oder gibt es gar keine Burg in diesem Burgdorf?

 Doch Gottseidank schon.

 Warum Gottseidank?

 Sonst würdest du auch noch auf dem armen Städtchen rumhacken.

 Wieso Städtchen. Ich dachte es sei ein Dorf. Burgdorf.

 Da war eine Burg, dann kam ein Dorf dazu und das Dorf wurde eine Stadt, wahrscheinlich wegen dem Marktrecht.

 Und das steht alles in diesem Buch?

 Nein, das steht nicht im Buch.

• Da bin ich aber froh. 

 Es geht um dieses Haus mit der Spanischen Weinhalle. Ein sehr altes Haus, und jetzt hat man es umgebaut.


Hape


Ymér blättert im Buch und schaut sich die Fotos an.

• Gute Fotos, sagt er.

  Ah, das hast du bemerkt.

• Ich mach ja selber Fotos, ist nicht so einfach.

  Nicht einfach: Man muss doch nur auf den Knopf drücken.

• Dann machst du aber keine guten Fotos. 

 Du meinst, man muss ein Auge dafür haben.

• Ja man muss es sehen. Man muss das Bild zuerst sehen.

 Wo hast du denn das her?

• Von Baba.

  Wer ist Baba?

• Ein Fotograf. Die Bilder könnten von ihm sein. 

 Warum?

• Ja, er fotografiert auch gerne so Hell-Dunkel-Sachen. Oder so verblasste Farben. Kaputte Wände. 

 Das findet er interessant? 

• Ja, er sagt, die erzählen eine Geschichte, die hätten ein zweites Leben.

 Ein zweites Leben: Ist auch ein Philosoph dein Baba.

• Nein Graphiker. Und Kontraste mag er auch. So Dinge, die zufällig nebeneinander stehen und etwas sagen, verstehst du?

• Dinge, die etwas sagen, ja vielleicht verstehe ich.


Hape


• Und was sind das für Texte im Buch?

 Die erklären die Bilder.

• Die sieht man ja, muss man nicht erklären.

 Darum sind die Texte kurz.

• Oder weil der Schreiber faul war.

 Also zuerst sagst du, es braucht keinen Text und jetzt sind sie zu kurz.

• Ich meine, er muss die Bilder nicht beschreiben: Das da ist ein Balken, das ist eine Treppe; das sieht man ja. 

 Du meinst, er müsste schreiben, was man nicht sieht? Etwas dazutun. 

• Ja vielleicht, und ein paar Witze machen. Dass es lustig wird. Das liest doch sonst kein Mensch.