Wortklauberei II



Zeitfenster

Vor ein paar Jahren sprach noch niemand von Zeitfenstern und jetzt kann man sich ein Leben ohne Zeitfenster nicht mehr vorstellen. 

Es gibt inzwischen Zeitfenster in allen Formen und Farben, sogar das mittelalterliche Augentor oder das gotische Windauge sind wieder im Angebot.

Da stellt sich natürlich die Frage: Was ist ein Zeitfenster? 

Nun, ein Zeitfenster dient in der Regel dazu, sich die Zeit einzuteilen. Brauche ich wenig Zeit, reicht vielleicht ein Kippfenster, brauche ich mehr Zeit, schaffe ich mir besser ein doppelflügeliges Fenster an. Man darf allerdings nicht vergessen, das Zeitfenster wieder zu schliessen, sonst hat man plötzlich zu viel Zeit und das will niemand; Zeit kostet Geld.

Es kommt auch darauf an, was für eine Zeit man will. Will ich eine saubere abgerundete Zeit, ist ein Bullauge die beste Wahl. Interessiert mich eher der Zeithorizont, ist ein Fenster im obersten Stock geeignet, während ich mir mit einem vergitterten Fenster die Zeit in Scheiben schneide. 

Es gibt allerdings auch Zeitfenster, die sich nicht öffnen lassen, aber damit muss man leben. 


Aniflur, 20


ZeitSchrift

Zeitschriften gibt es schon lange. Eigentlich, seit die Zeit schreiben kann. Und das kann sie schon lange.

Die Zeit schreibt sich überall ein, in Bäume, in Tiere, in Steine. 

Die Frage ist nur, wer es lesen kann. 

Die Götter zum Beispiel. 

Und die Tiere und Pflanzen.

Auch die Menschen lernen es langsam. 

 

 

Zeitgeist

Jetzt soll die Zeit auch noch einen Geist haben. Ich glaube, da tut man ihr Unrecht, sie hat das nicht nötig. Im Gegenteil, sie lässt sich nicht mit Moden ein, denkt in anderen Dimensionen. Man könnte geradezu sagen, was der Zeit am meisten auf den Geist geht, ist der Zeitgeist. Man müsste überhaupt von Zeitgeistern sprechen, denn es gibt ihrer viele, jede Epoche hat einen, während es von der Zeit nur eine gibt, und die lässt sich nicht fassen oder anfassen Und zählen schon gar nicht, auch wenn die Menschen es versuchen, denn sie ist relativ, geht vorwärts und rückwärts, bleibt zuweilen stehen, läuft dann wieder im Kreis.