Traglandschaft



Gerla

 

Gerla, finde ich, ist ein schönes Wort, obwohl sie ganz schön ins Fleisch schneiden kann. Vor allem wenn man sie mit Holz gefüllt oder mit Erde vollgestopft hat.

Was eine Gerla sein soll?

Eine Gerla ist ein aus Holz und Ruten geflochtener Tragkorb, und wenn der Regen und der Schnee die Äcker an den Hängen ausgewaschen hat, hat man früher im Frühling die weggespülte Erde wieder die Hänge hochgetragen und auf die Äcker verteilt. Mühsame Arbeit.

Mühsame Landschaft. Berglandschaft. Traglandschaft. 

Was die Traglandschaft betrifft:

Zweifellos gibt es Landschaften, die man mit sich herumträgt.

Bei mir ist es die Landschaft der Kindheit, eine enge Landschaft, in der die Wiesen sich nicht entschliessen können, sich auszustrecken, und die Höcker und Buckel enden, bevor sie zu richtigen Hügeln werden. Eine kleinflächige Landschaft, waldig und feucht, in der die Abhänge immer wieder in Bewegung geraten und rutschen.

Eine Landschaft, die meiner Psyche entspricht, die kommt auch leicht ins Rutschen. Was bleibt mir anderes übrig, als dann meine Gerla zu nehmen und alles wieder hochzutragen. 


In: T. Tomamichel. Bosco Gurin                                                              Gerla, in: G.Bianconi, Valle Verzasca