Stiefel und Pönk 

Sie haben den Bus genommen und steigen am Bahnhof aus.    

• Was machen all die Leute hier, fragt Aniflur?

• Dasselbe wie wir, sagt Onkel Kleo.

• Stiefel kaufen?

• Ja das wäre lustig. Und nachher laufen alle mit Stiefeln herum.

• Aber die hätten nicht genug Stiefel.

• Das denke ich auch. Aber einige kaufen vielleicht auch Filzstifte

oder gehen zum Doktor.

• Die sehen aber nicht krank aus. Wer, denkst du, geht zum Doktor?

• Vielleicht die alte Frau dort.

• Nein, die ist gesund. Ich denke, sie geht zum Coifför.

• Gut möglich. Und was lässt sie machen?

• Na schöne Wellen. Die alten Frauen machen immer schöne Wellen.

• Und was macht der da, mit den kaputten Jeans?

• Der macht gar nichts, schaut die Stadt an.

• Ich denke, er geht neue Jeans kaufen.

• Wieso?

• Weil sie kaputt sind.

• Die müssen doch kaputt sein.

• Warum?

• Weil es lässig ist.

• Möchtest du auch kaputte Jeans?

• Ich zieh doch keine kaputten Jeans an.

• Warum sagst du dann, dass sie lässig sind?

• Na für die andern.

• Für den jungen Mann, zum Beispiel? Und warum ist es lässig für ihn?

• Ja, das ist eben ein Pönk.

• Ein Pönk?

Aniflur, '20

• Weisst du nicht, was ein Pönk ist? Ein Pönk hat so verrückte Kleider und so verrückte Haare und so Dings hat er auch noch im Gesicht.

• Eine Brille?

• Nein keine Brille, ein Pönk braucht doch keine Brille. 

• Was hat er dann im Gesicht?

• Er steckt so Ringe oder Stäbe in die Augenbrauen oder in die Lippen.

• Der da hat aber nichts im Gesicht.

• Der ist nur ein halber Pönk. Der muss noch üben!

• Woher hast du den Spruch?

• Das sagt der Papa immer zu mir: Du musst noch üben.

• Wann denn?

• Wenn ich etwas nicht richtig kann.

• Und was kann dieser Pönk noch nicht richtig?

• Pönkig sein.

• Und wir müssen jetzt Stiefel kaufen, damit du stiefelig sein kannst. Welche Farbe möchtest du?

• Bei den Stiefeln ist die Farbe egal.

• Und was ist nicht egal?

• Na die Sohle. Und hoch müssen sie sein, bis zu den Knien.

• Wieso denn das?

• Wegen dem Dreck und dem Wasser.

Sie gehen ins erste Schuhgeschäft. Stiefel, ja natürlich, das haben wir. Die Verkäuferin zeigt verschiedene farbige Kinderstiefel mit Tierbildchen und Blumenbildchen.

• Nein, die gehen nicht, die sind für Kinder.

• Aber du bist doch ein Kind.

• Ich brauche Stiefel wie die Grossen. 

• Du willst Stiefel wie die Erwachsenen, also sozusagen erwachsene Stiefel? Vielleicht wachsen die noch.

• Du machst immer Witze, Stiefel können doch nicht wachsen.

• Wäre aber praktisch…Und wie sind die Stiefel für die Grossen?

• Gross, bis unter die Knie. Und grau oder braun oder schwarz.

• Also jetzt ist die Farbe doch wichtig!

• Ja ich meine, sie müssen keine schöne Farbe haben. Richtige Stiefel haben keine schöne Farbe.

• Wieso denn das?

• Ja der Bauer hat solche Stiefel. Mit denen kann er alles machen. Hat er gesagt. Am besten sind dunkle Stiefel. Mit denen kann man in den Kuhdreck stehen. Und dann einfach abspritzen. Siehst du, Dreck und Wasser!

Sie gehen noch in ein zweites und ein drittes Geschäft. Es gibt keine erwachsenen Kinderstiefel.