Sein Glück finden

Endlich habe ich mein Glück gefunden!
Es lag im Wald hinter einer Gruppe Rottannen.
Es sieht wie eine Kugel aus, aber auch wie ein Würfel. Es ist mal so und mal so, mal eine Kugel und mal ein Würfel, je nach den Umständen.
Ich weiss nicht, wie es in den Wald kam. Vielleicht hat es jemand dort für mich hingelegt. Oder es ist einfach Zufall. Auf jeden Fall habe ich es aufgehoben und mitgenommen. Es heisst ja immer, dass man das Glück beim Schopf packen und festhalten soll, wenn man es findet.

Genau das habe ich getan.

Aniflur 2018

Jetzt liegt es bei mir auf dem Nachttisch, und die Leute, die mich kennen, meinen, ich sei wie verwandelt, ich würde strahlen, wie jemand der strahle vor Glück. Ja, sage ich dann, so kann man es sagen. Ich habe endlich mein Glück gefunden.
Aber inzwischen sind mir auch Zweifel gekommen.
Wie weiss ich denn, dass das Glück auf dem Nachtisch für mich bestimmt ist? Vielleicht ist es ja gar nicht mein Glück. Was ist, wenn es jemand anderem gehört, und der oder die sucht es verzweifelt? Das kann doch sein.
Wie kann ich glücklich sein, wenn ich jemandem das Glück wegnehme?
Jeden Morgen, wenn ich aufwache, scheint das Glück weniger zu leuchten. Es ist auch geschrumpft. Als wäre es nicht am richtigen Platz.
Ich trage mich schon mit dem Gedanken, das Glück wieder dorthin zurückzulegen, wo ich es gefunden habe, in den Wald hinter die Rottannen.
Noch aber steht es auf meinem Nachttisch.
Wir werden sehen.