Farbmaschine



Jetzt zeig ich euch einen Trick, sagt Onkel Kleo zu Ymér und Aniflur.

Ja bitte. Brauchst du einen Zauberstab?

 Nein, ich brauch keinen Zauberstab, ich brauch nur meine Finger. 

Also aufgepasst, es geht los! Ich schreibe hier auf meinem Computer gross:



 Und jetzt drücke ich mit meinem Zeigefinger hier auf: Drucken.

Hört ihr? Im anderen Zimmer beginnt es zu drucken. Ist das nicht ein toller Trick? 

Aniflur geht ins Nebenzimmer und holt das Blatt aus dem Drucker.

 

Na also, sagt Onkel Kleo zu den Kindern, eure Namen stehen jetzt hier auf diesem Blatt: 

 

ANIFLUR und YMER 

 

Ist das nicht Zauberei? Wie ist das möglich?

• Du hast die Wörter durch ein Kabel geschickt, sagt Ymér.

 Nein, schau mal, kein Kabel weit und breit. Die Wörter sind einfach durch die Wand geflogen. 

 Durch die Wand, sagt Aniflur, das geht doch nicht, da würden sie ja kaputt gehen.

 Aber wie sind sie denn sonst auf das Blatt gekommen?

 Sie sind durch die Türe gegangen, sagt Aniflur. 

 Ja, vielleicht, aber auch das ist schwierig. Wie sollen sie denn den Weg finden?

Und aufgepasst, jetzt schicke ich noch diese Zeichnungen durch die Mauer. Aniflur geh und schliesse die Tür und halte die Hand vor das Schlüsselloch, damit das Bild nicht durch das Schlüssselloch geht.

Hört ihr, der Drucker beginnt schon zu drucken.

 

Onkel Kleo und die Kinder gehen ins Nebenzimmer und schauen wie der Drucker druckt. Die Zeichnungen vom Computer sind jetzt auf dem Blatt Papier. 

 Na seht ihr, sagt Onkel Kleo, Die Zeichnungen sind durch die Wand geflogen. Durch Beton und Ziegelsteine. Und nichts ist durcheinander geraten und die Farben sind geblieben! Ymér hat immer noch den gleichen Kopf. Und Aniflur immer noch das gleiche Kleid. Nichts ist vertauscht. Das ist doch Zauberei! Wie kann das Foto durch Wände gehen?!



 Ich habe einmal gehört, Wellen gehen durch Wände, zum Beispiel beim Handy, sagt Ymér.

 Ja genau, sagt Onkel Kleo, so ist es. Die Buchstaben und das Foto bestehen aus kleinen Punkten und die reiten auf diesen Wellen und so kommen sie in den Drucker. 

 Und die Punkte reiten auf den Wellen wie die Surfer auf dem Zürisee, fragt Aniflur?

 Ja, nur ist es kein Wasser, es sind elektromagnetische Wellen.

 

 Aber jetzt schauen wir einmal den Drucker an. Wie ist es möglich, dass er diese Punkte und Farben drucken kann, so klein wie er ist?

 Ja, das ist doch einfach, sagt Aniflur, da hat es Farbe drin.

 Genau. Seht ihr, zwei Tintenpatronen. Eine Patrone für Schwarz und eine Patrone für die Farben.

• Ja, die mischen die Farben, sagt Ymér. Das hat so Kabinen in der Patrone und so Leitungen und Röhren und ein Mischpult und das sagt: Noch ein wenig von der Farbe und noch ein wenig von der andern und jetzt keine Farbe mehr. Und dann spritzt die Farbe aus diesen Patronen aufs Papier. Die Patrone ist eine Farbmaschine!


Ymér, '20,  Farbmaschine.


 Gut einverstanden, sagt der Onkel, aber wer sitzt denn da in der Patrone am Mischpult? Etwa ein kleiner Mensch?

• Aber nein, sowas Dummes, sagt Aniflur, die Patrone ist doch viel zu klein, wie soll da ein Mensch drinsitzen!

• Ja, das geht halt elektronisch, sagt Ymér, oder wie sagt man, digital, da ist ein Chip drin oder so, ich weiss auch nicht wie das geht. 

 Ich auch nicht, sagt der Onkel. Aber schauen wir einmal die Farbpatrone an.

• Nur eine Patrone für alle Farben, sagt Aniflur, dann ist da drin ja alles verschmiert.

• Ich habe doch gesagt, da drin sind so Fächer für die Farben, für Grün, Rot oder Gelb oder Blau oder so und aus diesen Farben kann man die anderen Farben machen, sagt Ymér. 

 Ja, da hast du recht, sagt der Onkel.

In der Farbpatrone hat es Cyan (blaugrün, Türkis), Magenta (rotblau, Purpur) und Gelb. Und dann ist da noch das Schwarz. Und aus diesen Farben macht man alle anderen Farben!



 Die Patrone ist vielleicht tatsächlich so etwas wie eine Farbmaschine.

Seht ihr hier diese kleinen Schlitze? Durch die wird die Farbe gespritzt. Oder getropft. Denn eigentlich sind es ganz kleine Tropfen. 

Aber wie weiss die Farbmaschine denn, wie sie mischen soll. Wieviel Tropfen vom Gelb und wieviel Tropfen vom Magenta? Das ist doch verrückt. Und dass es dann genau aufs Papier kommt. An die richtige Stelle. In der richtigen Grösse. Ohne zu schmieren. Damit man dann lesen kann: 

 

ANIFLUR und YMER  

 

 So und jetzt schneiden wir die Patrone auf, sagt Onkel Kleo, Ich habe hier eine alte Patrone.

Tatsächlich, hier sieht man die Kammern und Düsen und Löcher.

 Und die Farbe ist in diesem Schaumstoff, sagt Ymér, den sie in diese Kammern gestopft haben. Schaumstoff voll Farbe. Sieht alles ziemlich einfach aus!

 Ist es aber nicht, sagt der Onkel, ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie das funktioniert. Aber es funktioniert.