Die Schweine von Stein am Rheine
Im Gegensatz zu den armen Schweinen, die in Schweinefarmen
ihr Leben fristen, leben die Schweine von Stein am Rhein in Familien.
Tagsüber bewegen sie sich frei in der Stadt, schwimmen im Rhein, suhlen im Uferschlamm oder suchen nach Obst, Eicheln, Wurzeln und Pilzen. Um die Mittagszeit treffen sie sich an den Hintereingängen der Restaurants, wo die Reste und Abfälle der Küchen für sie bereitgestellt sind. Abends kehren sie zu ihren Mitbewohnern in die Familien zurück.
Man muss sagen: das Leben in Stein am Rhein ist gemütlicher und friedlicher geworden, seit die Schweine in Familien wohnen. Alle fühlen sich sauwohl und die Kinder brauchen keine Stofftiere mehr.
Flominator, CC BY-SA 3.0
Das typische Schwein aus Stein am Rhein ist gross, muskulös, hat einen langen Kopf, einen langen Rüssel und grosse Stehohren. Sein Rücken ist elegant geschwungen und sein Ringelschwanz hoch angesetzt. Die Haut ist hellrosa, die Beine kräftig und gerade.
Die Schweine von Stein am Rheine sprechen ein bisschen durch die Nase, das ist wahr, aber ihre Sprache beschränkt sich nicht auf das Grunzen und Schnarchen.
Sie haben ganz verschiedene Laute, mit denen sie sich verständigen, und man muss sagen, dass die Leute in Stein am Rhein durch ihr enges Zusammenleben mit den Schweinen, die Schweine immer besser verstehen und in der Zwischenzeit auch schon gelernt haben ein wenig zu grunzen.
Das Zusammenleben mit den Schweinen hat auch bewirkt, dass Ausdrücke wie: Was ist das hier für ein Schweinerei – in Stein am Rhein eine ganz andere Bedeutung bekommen haben. In Stein am Rhein meint man damit: Wie sitzen wir hier doch gemütlich beisammen!
«Du bist ein Schwein» meint: Du bist ein verspielter, neugieriger und gutmütiger Mensch!
«Das versteht ja kein Schwein» heisst: Nicht einmal ein Schwein versteht, was du sagst, wie soll ich es dann verstehen. (Denn Schweine sind sehr intelligent.)
Und «Da hast du Schwein gehabt» bedeutet: Ohne deine Schweine, wäre es dir schlecht ergangen.
Ferkel vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein. (Daniel Bülow, gemeinfrei)
Viele Schweine gehen halbtags einer Arbeit nach, denn das Schwein ist gern unter Leuten, und da Stein am Rhein an der Grenze zu Deutschland liegt, arbeiten viele beim Zoll als Spürschweine, ihr Geruchssinn ist mindestens so gut wie der von Hunden. Andere arbeiten als Glückschweine oder Kuschelschweine in Altersheimen.
Nur zur Trüffelsuche lassen sie sich nicht benutzen; die fressen sie lieber selber.
Leben wie ein Schwein in Stein am Rhein möchten natürlich auch andere Schweine und darum ist es nicht verwunderlich, dass unterdessen viele Schweine von ausserhalb zugezogen sind, zum Beispiel aus dem nahen Deutschland, genauer aus Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Was das Schwäbisch-Hällische Landschwein speziell macht, ist sein schwarzer Kopf, seine schwarzen Hängeohren und seine hohen schwarzen Hinterbeine.
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Schwarz oder schiefergrau ist auch ein Schwein, das aus Murcia gekommen ist, der Chato Murciano. Es hat einen kurzen zusammengequetschten Rüssel – man könnte auch sagen, eine lustige Stupsnase – ist robust und gutmütig und arbeitet wie seine Landsleute, die es hierhergebracht haben, vorwiegend in Hotels und Restaurants. Es hat sich schon sehr gut eingelebt und Partnerschaften zwischen dem Schwein aus Stein am Rhein und dem Chat Murciano sind nicht selten, was frisches Blut und Schwung in die Schweinebevölkerung bringt.