Büsi Busi                  

Geschichten




9

 

 Du Busi Wisi.

 Ja, Büsi Bisi?

 Was hältst du von diesen Felsenzeichnungen?

 Was für Zeichnungen?

• Ja, weisst du, diese uralten.

 Ah, in diesen Höhlen.

• Ja genau.

 Ich habe mich immer gefragt, warum die in Höhlen sind. War doch unbequem zum Malen.

 Und dunkel wie – entschuldige! –  in einem Kuhmagen.

 Ja verstehe, die mussten immer Feuer machen, Fackeln und so.

• Hatten ja noch kein Elektrisch wie wir, also die Menschen.

 Aber sind kuhgut gemalt.

• Ja diese Menschen, wenn sie sich anstrengen…


Höhlenmalerei eines Steppenbisons in der Höhle von Altamira (Gemeinfrei)

(Replik, Museo Nacional y Centro de Investigación de Altamira, Santilla del Mar, Cantabria, Spanien)


 Und schon damals, vor 15000 Jahren und mehr Jahren.

• Und wie findest du deine Vorfahren?

 Sie strahlen viel Energie aus.

• Und sonst?

 Die Brusttiefe ist beeindruckend und die Vorhand ist gut entwickelt.

 Wo siehst du denn da eine Vorhand? Wo siehst du überhaupt Hände?

 Ja so nennt man das Vorderteil eines Rindes und das Hinterteil (Entschuldigung) nennt man Hinterhand.

 Und was ist jetzt gut an der Vorhand?

 Sie ist muskulös, viel Muskeln, viel Fleisch.


Francesco Bandarin, CC BY-SA 3.0-igo  

Lascaux cave. Prehistoric Sites and Decorated Caves of the Vézère Valley (France)


 Und was sind die Unterschiede zu heute?

 Ja bei den Kühen zum Beispiel, die hatten einen krummen Rücken. Der Rücken muss gerade sein, das Becken abgeflacht.

 Und warum?

 Ein gerader Rücken ist stabil und hält den ganzen Magen, ein abgeflachtes Becken erleichtert die Geburt.

 Und warum weisst du das alles.

 Mein Vater war Tierarzt.

 Wie meinst du das?

 Ja das ist ein Scherz bei uns, weil meine Mutter doch künstlich besamt wurde.

 Verstehe ich nicht.

 Musst du auch nicht.

 Und was für Unterschiede siehst du sonst noch?

 Das Euter, die gaben noch nicht viel Milch. Dafür waren die Klauen besser als heute.

• Du bist der Experte, ich kenne mich da nicht aus.

 

 Aber Katzen haben die frühen Menschen keine gezeichnet, kommt mir jetzt in den Sinn.

• Uns haben sie halt nicht gejagt, wir waren zu schlau!

 Hat sich nicht gelohnt: kein Fleisch am Knochen.

• Weisst du, was man auch nicht sieht auf den Zeichnungen?

  Nein, sag schon.

 Prof saxx, Lascaux_painting, CC gemeinfrei


 Auf den Felsenzeichnungen sind keine Bäume zu sehn!

 Das versteh ich nicht. Pferde sind zu sehen, Hirsche, Wisent, alles, was sich so durch die Landschaft bewegte. Warum sind keine Bäume zu sehn?

 Dabei haben die Menschen einmal auf ihnen gelebt.

 Assen ihre Früchte, standen unter bei Regen.

 Schliefen unter ihnen.

 Machten mit Holz Feuer.

 Aber gemalt oder gezeichnet hat man sie nicht.

 Dabei blühen sie und tragen Früchte.

• Sterben ab im Herbst und werden wiedergeboren im Frühling. Wenn das nicht geheimnisvoll ist.


Robert Munro - Palæolithic Man and Terramara Settlements in Europe. (Gemeinfrei)


 Nichts davon auf diesen Bildern! Noch viel schlimmer: Auch kein Gras, keine Wiesen! Wovon sollen meine Vorfahren denn gelebt haben?

 Wenn deine Vorfahren nichts zu fressen hatten, hatten die Menschen auch nichts zu fressen.

• So kann man es sagen.

• Aber warum haben diese Menschen überhaupt gemalt? 

• Ja ich nehme an, um immer etwas Schönes vor Augen zu haben.

• In Höhlen, in denen sie nicht einmal wohnten? Die sind doch immer herumgezogen.

• Ja vielleicht waren die Höhlen so etwas wie Kirchen, um die Tiere zu verehren oder zu beschwören.

• Wieso verehren? Tiere verehren, die sie jagten und töteten?

• Vielleicht dachen sie, wenn sie die Tiere zeichnen, wird es immer genug von ihnen geben. 

• So eine Art Zauberei meinst du?

 Oder weil sie so stark und schnell wie die Tiere sein wollten.

• Stark und schnell meinetwegen, aber sie waren schlauer und haben euch gekriegt und gefressen. Seltsame Verehrung!

 Ja lach nur, aber wir haben Weltgeschichte geschrieben. Wir haben die Menschheit weiter gebracht.

 Kann schon sein, und meine Vorfahren waren schon am Hof der Königin Kleopatra.

 Schon damals Schmarotzer. Immer noch Schmarotzer.

• Nein, selbstbewusst und frei.