Wie man sich

 

erinnert




Als ich heute vom Bahnhof nach Hause ging, kam ich auf dem Fussweg neben der Rosenbergstrasse an einem Mammutbaum vorbei, der mich an den Mammutbaum in der Marienburg denken liess, wo ich in die Schule ging. Vom Mammutbaum kam ich auf den Sandplatz, auf dem wir Fussball spielten, vom Sandplatz auf den Tischtennistisch, der im unteren Aufenthaltsraum stand, was mich wiederum an den Zeichnungssaal im obersten Stock erinnerte und an den Zeichnungslehrer, der Bildhauer war und Restaurator und uns einmal zu sich eingeladen hatte, in sein Atelier, das vollgestellt war mit Skulpturen und Bildern.

 

Aber dann kam mir ein 100 Kilo Mann entgegen, bei dem ich nicht wusste, was mit ihm los war, bis ich merkte, dass er mit sich selber sprach und schon waren die Erinnerungen verflogen.

 

Ja, mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich an den Mammutbaum dachte, an den Sandplatz, den Tischtennistisch und den Zeichnungssaal. Das andere, das vom  Zeichnungslehrer, kommt mir jetzt in den Sinn, jetzt, wo ich darüber schreibe. Und je länger ich dasitze und überlege, was mir vor dem Mammutbaum an der Rosenstrasse durch den Kopf ging, desto mehr fällt mir zu dem Mammutbaum in der Marienburg ein, zum Beispiel, dass am Stamm eine Tafel hing, auf der stand, dass der Baum ein Geschenk der Königin Viktoria war. Sie hatte den Baum 1858 dem früheren Besitzer der Liegenschaft geschenkt, einem Spross aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen, der dort sein Schlösschen hatte und drumherum, wie es sich für einen Hohenzoller gehört, einen Park.

Zu der Tafel am Baum hatte mein Freund Roland gemeint, dass es für die Königin Viktoria ein Leichtes war, solche Bäume zu verschenken, zumal England damals noch ein Imperium war. Das leuchtete mir ein.

Und zum Zeichnungsaal kommt mir jetzt noch in den Sinn, dass dort von mir ein Linolschnitt hing, als ich Jahre später einmal die Marienburg wieder besuchte. Was mich heute noch stolz macht, denn ich war kein besonders guter Zeichner oder Maler. Der Linolschnitt zeigte einen bauchigen Wasserkrug mit einem Glas daneben. Keine Ahnung warum er Jahre später noch da hing.

Zum Tischtennistisch kommt mir eigentlich nicht viel in den Sinn, ausser dass die guten Fussballer auch die guten Tischtennisspieler waren.

Aber über den Sandplatz wäre viel zu sagen, über die Schürfungen, die ich mir beim Fussballspielen holte, über unglaubliche Tore und andere unglaubliche Dinge, aber das würde zu weit führen.

Nur der alte Griechischlehrer soll nicht unerwähnt bleiben, der, wenn er im Park spazieren ging, die Spatzen anlockte. Und es gab solche, die sich ihm auf die Schulter setzten. Vielleicht aber war es auch immer derselbe. Der Griechischlehrer war unser Fussball-Experte.

Und so könnte es jetzt immer weiter gehen mit den Erinnerungen; ich könnte vom legendären Trippelkünstler Schorno erzählen, von der Weitsprunganlage, auf der ich einen Rekord aufgestellt habe, aber nur, weil beim Sprung wenig Sand im Kasten lag, was natürlich sofort einige Zentimeter Weite ausmacht. 

Aber wie gesagt, das würde zu weit führen, darum lasse ich es bleiben.