Strassennamen



Ha.Sch                     


Ich gehe gern zu Fuss, wenn ich in einer fremden Stadt bin; flanieren hat man das früher genannt. Weiss nicht, wie man das heute nennt. Vielleicht sind Flaneure heute einfach Pedoni, Fussgänger. Mit einem weissen P am Anfang. Ist ja auch Wurst, Hauptsache ich gehe und sehe dies und das und habe was zu kritisieren. Zum Beispiel Strassennamen.


Ha,Sch


Wie kommt man auf so einen Namen, via delle vergini,

Jungfrauengasse!? Führt die Gasse zu einem Kloster oder sind einfach junge Frauen gemeint? Via delle vertigini würde mir mehr einleuchten, Schwindelgasse, weil ich das Augenflimmern bekomme, wenn ich die elektrische Installation betrachte. Oder via della voragine, via zum Abgrund, wenn ich das Fundament des Gebäudes anschaue.


Ha.Sch


Manchmal fällt mir auch einfach etwas auf, weil es schön oder unschön gemacht ist. Wie hier diese Strassenecke. Der Schriftenmaler hat sich immerhin noch Mühe gegeben, aber was war mit dem Maurer los, war er vom Affen gebissen? Und dann, was heisst überhaupt zite*? Ich kenne nur das Wort zitelle. Da wären wir dann wieder bei den Jungfrauen. Eine zitella ist eine unverheiratete Frau, aber eigentlich meint man abschätzend: alte Jungfer, spätes Mädchen, launische Zicke. 

 

*Unterdessen habe ich nachgeschaut. Zite ist pasta, hohle spaghettiartige pasta. Die Verkleinerungsform wäre dann tatsächlich zitelle, aber die braucht man ja nicht, weil sie ja dick und lang sind, dicker als Spaghetti.



Und was soll ich über die via al purgatorio sagen? Purgatorio, Fegefeuer, das ist doch dort, wo Heulen und Zähneknirschen herrschen. Dort, wo Tag und Nacht gegrillt wird. Also, ich bin da lieber nicht hingegangen. Die Leute, die da an der Ecke standen, taten unbekümmert, belustigt. Das nennt man Galgenhumor. 

Aber nach meinem Spaziergang durch die Stadt habe ich mich wieder einmal gefragt, ob ich spinne oder der Rest der Stadt. Oder nur die, die den Gassen ihre Namen gegeben haben.