Innenleben (Variationen)

 Was im Innern vor sich geht

• Manchmal möchte ich wirklich wissen, wie es in deinem Innern aussieht.

• Du meinst, ob da alles am rechten Platz ist, zum Beispiel das Herz.

• Nein nicht das Herz, das Herz ist bei dir schon am rechten Fleck, aber sonst, manchmal hast du so schlechte Laune.

• Ja die Laune, ich weiss nicht, ob man die sehen würde, wenn du in mein Inneres schaust, ich weiss auch gar nicht, wie die ausschaut, und wo man suchen müsste. 

• Auf jeden Fall ist sie oft düster, deine Laune, soviel weiss ich schon mal. 

• Ach da drinnen ist alles düster, ist auch schlecht beleuchtet, wo kommt da schon Licht herein. Durch den Nabel jedenfalls nicht.  

• Siehst du, da ist sie schon wieder, deine schlechte Laune, sei doch ein bisschen heiter, fröhlich, positiv.

• Ob es dann heller wird, da in mir drin, das weiss ich nicht, ich weiss auch gar nicht, ob das gut wäre für die Milz und die Niere und die Lunge. Die lässt man vielleicht lieber im Dunkeln, sonst gibt es Komplikationen. 

Ha.Sch                                                                               Aufnahme von meinem Innern

• Ach wieder nur Sprüche. Dann sag ich es anders: Manchmal bist du so abwesend, dass ich mich frage, was in deinem Kopf vorgeht. 

• Da bin ich überfragt. Aber damit bin ich nicht allein. Was in seinem Kopf vor sich geht, weiss eigentlich niemand. 

• Jetzt hör aber auf. Du musst doch wissen, was du denkst und fühlst, wenn du so in dich versunken bist. 

• Ja, das ist es ja eben, ich versinke in mir. Ich steige da in mich hinab, auf der Suche nach irgendetwas, aber da wird es immer dunkler. Und dann, ja du hast schon recht, dann versinkt man in sich. Nicht ungefährlich.

• Und wie findest du dann wieder heraus?

• Ja sobald ich merke, dass es da unten gar nichts zu suchen gibt, dass da nur der Magen ist und ein Haufen Eingeweide. Wenn schon müsste man ja nicht in sich hinuntersteigen, sondern in sich hinauf, in den Kopf, der ist ja wohl an allem schuld.

• Eben, ich sagte ja, ich möchte manchmal wissen, was in deinem Kopf vorgeht. 

• Ja wer möchte nicht wissen, was in seinem Kopf vorgeht, aber bis jetzt ist es noch niemandem gelungen.

Ymér, '20, Traumhaus

In meinem Innern

Letzte Nacht habe ich einmal speziell darauf geachtet, und es ist so, wie ich vermutet habe: Wenn ich im Schlaf in mich hinein sehe, dann ist in mir alles viel grösser, als man im Wachzustand annehmen würde. Und wenn ich dann im Körper herumsteige, im Traum ist das ja möglich, sind da eine Menge Gewölbe, Treppen und Speicher, in denen man sich verirren kann. Kommt noch dazu, dass auch die Zeit eine ganz andere ist, oder anders gesagt: Im Körper oder im Traum gehen die Zeiten durcheinander. 

Aber das alles täuscht natürlich. In Wirklichkeit steige ich im Traum nicht in mich hinab sondern in meinen Kopf hinauf. Aber auch da gibt es genug Windungen, Täler und Schluchten, in denen man sich verlaufen kann, gerade weil die einzelnen Areale so mikroskopisch klein sind. Daher dann die Ängste, Aufregungen und Alpträume; man findet sich einfach nicht zurecht!